[Seminarreihe] Leben in der Endzeit des Kapitalismus? Teil 1: Kapitalverhältnis und Klassenkampf

Wann
Samstag - 27.04.2019
13:00 - 17:00

Wo
Barrio Olga Benario
Schlierseestr 21
81451 München

Details

Programm für Teil 1 in Kürze

  • Praxisbericht: Eine Genossin berichtet von den Arbeiter_innenaufständen in Bosnien 2014, der Besetzung der DITA-Fabrik in Tuzla 2012–2015 sowie der fortwährenden Arbeit der Arbeiter_innen-Universität Tuzla.
  • Literatur: Joshua Clover (2015): „Apology“, in: Red Epic, Oakland: Commune Editions, S. 48–49.
  • Theorie: Karl Marx (1865): „Lohn, Preis und Profit“, in: Marx-Engels-Werke, Berlin: Dietz-Verlag, Bd. 16, S. 103–152.
  • Theorie: Frank Ruda (2011): „Back to the Factory. A Plea for a Renewal of Concrete Analysis of Concrete Situations”, in: Beyond Potenitalities? Politics between the Possible and the Impossible. Hg. v. Frank Ruda und Mark Potocnik. Berlin: Diaphanes.

Nach Anmeldung unter [email protected] werden die Texte mit gegebenenfalls weiteren, aktualisierten Lektürehinweisen zur Vorbereitung bereitgestellt – ausgewählte Auszüge werden wir jedoch auch vor Ort gemeinsam lesen.

Die Seminarreihe

Verkündungen des Endes sind heute allgegenwärtig. War die Idee des ‚Fortschritts‘ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch ein zentraler, wenn auch diffuser Antriebsmotor für die gesellschaftliche Vorstellungskraft, so erscheint am Anfang des 21. Jahrhunderts die Zukunft nur noch als latente Bedrohung. Es ist mittlerweile beinahe ein Allgemeinplatz, in der Naherwartung des Endes zu leben, das in verschiedenen Varianten (vom politischen Zusammenbruch bis zur Klimakatastrophe) als Gewissheit angesehen wird. Tag für Tag ereignen sich Dinge, die noch bis vor kurzem unmöglich, ja unerträglich erschienen. Heute gewöhnen wir uns an das Ertrinken tausender Geflüchteter im Mittelmeer, morgen an den klimabedingten Untergang ganzer Staatswesen. Das Ende wird zu einer seriellen Abfolge vereinzelter Kollateralschäden degradiert und als statistische Variable in einen neuen flexiblen Normalzustand integriert.

Unser Ausgangspunkt ist es, die Prämissen dieser diskursiven Zähmung des Endes radikal umzukehren und zugleich die Rede vom Ende zu demystifizieren. Das Ende beschreibt nicht den zukünftigen Schlusspunkt einer linearen Zeitrechnung, sondern ist bereits geschehen. Es gibt kein Zurück mehr ins relative stabile Wirtschaftswachstum und den sozialen Fahrstuhl der europäischen Nachkriegszeit. Stattdessen sehen wir uns konfrontiert mit wachsenden Überflussbevölkerungen und einer sich Tag für Tag zuspitzenden Migrationskrise; die bereits manifesten Folgen des Klimawandels sind nicht mehr umkehrbar.

Im Rahmen des Seminars wollen wir danach fragen, welche Formen des Widerstands gegen den Zusammenhang von Kapitalverhältnis, Grenzregimen und Klimazerstörung bereits heute wirksam sind. In Auseinandersetzung mit Theorietexten, Literatur, Kunst und Film ebenso wie mit Beiträgen eingeladener Gäste beabsichtigen wir, die gegenwärtige Lage zu erschließen.

Das Seminar des „Salons der Dialektik“ ist in Zusammenarbeit mit den Organisator_innen des dreitägigen Workshops „Stunde Zweipunktnull. Arbeiten an unserer Zukunft“ entstanden, den die Bayerische Akademie der schönen Künste im Mai und Juni 2019 veranstalten wird. Wir folgen der Gliederung des Workshops: In drei samstäglichen Blocksitzungen werden wir uns mit dem gegenwärtigen Kapitalismus, dem europäischen Grenzregime und den Konsequenzen der Klimakatastrophe befassen. Alle Teilnehmer*innen sind eingeladen, sich darüber hinaus am Workshop der bayerischen Akademie zu beteiligen. Ziel ist dabei nicht nur die rein akademische Diskussion, sondern eine Öffnung derselben in Räume jenseits der Universität. Alle Interessierten sind herzlichst eingeladen!

Termine und Orte

Teil 1: Kapitalverhältnis & Klassenkampf

Samstag, 27.4., 13:00–17:00
Barrio Olga Benario, Schlierseestr. 21

Teil 2: Migration & Festung Europa

Samstag, 4.5., 13:00–17:00
Literaturhaus München, Salvatorplatz 1

Teil 3: Klimawandel & das Ende?

Samstag, 25,5., 10:00–14:00
Städtische Galerie im Lenbachhaus, Luisenstr. 33

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