system error: Rassistische Konjunkturen und Kämpfe der Migration in Zeiten der Krise

Wann
Donnerstag - 23.04.2015
19:30 Uhr

Wo
Gewerkschaftshaus München (DGB-Haus)
Schwanthalerstr. 64
München

Details

Ein Veranstaltung der Gruppen antifa nt, Gruppe 11, Karawane München und der Verd.i Jugend

Manuela Bojadžijev (Aktivistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für europäische Ethnologie an der HU Berlin)

Zeiten der ökonomischen und sozialen Krise sind meist auch Hochkonjunkturen für rassistische Bewegungen und Diskurse. Dies zeigen in der Bundesrepublik die aktuellen Debatten über ‚Armutsmigration‘ und ‚Sozialtourismus‘, aber auch die ‚Kulturkampf‘-Rhetorik und der antimuslimische Rassismus der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes oder der Hooligans gegen Salafisten. Die Unterscheidung zwischen ‚guter‘ und ‚schlechter‘ Migration orientiert sich auch im politischen Mainstream an der ‚Nützlichkeit‘ und ökonomischen ‚Verwertbarkeit‘ von Menschen, die als Migrant_innen adressiert werden. Ein verschärfter Leistungs- und Nützlichkeitsdiskurs ist integraler Bestandteil des neoliberalen Krisenmanagements.
Ein Beispiel für die enge Verknüpfung von Rassismus und Klassenverhältnissen sind die ohnehin prekären Arbeits- und Lebensbedingungen vieler Arbeitsmigrant_innen und Wanderarbeiter_innen in Deutschland. In der Bauwirtschaft, dem Care-Sektor, der Fleischindustrie, der Logistikbranche oder der Werftindustrie herrscht teilweise eine extreme Überausbeutung von Arbeitsmigrant_innen. Diese extremen Ausbeutungsverhältnisse sind Ausdruck eines rassistisch segmentierten Arbeitsmarktes. Sie führen immer wieder zu kämpferischen Streiks und solidarischen Aktionen, wie zuletzt durch rumänische Arbeiter beim Bau des Einkaufszentrums Mall of Berlin.
Die Kämpfe der Migration haben in Deutschland eine lange Tradition. Migrant_innen sind nicht nur Opfer eines ‚Klassenkampfes von oben‘, sondern wichtige Akteur_innen in den sozialen Kämpfen der Bundesrepublik. Gegen alle Versuche einer strengen Regulierung der Einwanderung behauptet sich immer wieder eine Autonomie der Migration. Rassismus reagiert als ein soziales Verhältnis auf diese Bewegungen und Kämpfe der Migration.

Die Reihe wird unterstützt durch Netzwerk München. In Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein.

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