Wann
Montag - 27.11.2017
7:00 - 18:00
Wo
medicare Gesundheitszentrum
Hans-Stützle-Straße 20
München-Freiham
Für den 27. November 2017 kündigte die antifeministische und rassistische „Deutsche Zentrumspartei“ eine Kundgebung von 07 bis 18 Uhr vor dem medicare Gesundheitszentrum in Freiham an, in dem der Arzt Dr. Stapf seine Klinik betreibt. Das Motto der Kundgebung lautet: „Die Position der Zentrumspartei zum alt-heidnischen Totenkult ‚Halloween‘ und zum neu-heidnischen Kinderopferkult ‚Abtreibung’“. Der Titel der Veranstaltung ist dabei keineswegs der erste geschmacklose Versuch, Schwangerschaftsabbrüche zu delegitimieren. Der Ansprechpartner des in Gründung befindlichen Landesverbands Rheinland-Pfalz, Thomas Ferber, reiste bereits im Sommer dieses Jahres nach München, um unter dem Titel „It’s a child, not a choice“ eine Diffamierungskampagne gegen Dr. Stapf und seine Klinik zu starten. Die Abtreibungsgegner*innen um Ferber positionierten zu diesem Zweck einen Embryo vor dem Eingang des medicare Gesundheitszentrums. Entstanden ist dabei ein Video voller gestellter Szenen, in dem Dr. Stapf als Mörder verunglimpft wird.
Doch das sollte nicht die einzige geschmacklose Kampagne der „Deutschen Zentrumspartei“ in Freiham bleiben. Getarnt als Flyer, die die Neueröffnung einer Pizzeria namens „Pizza Centro“ bewerben, verteilten unbekannte Abtreibungsgegner*innen widerliches Propagandamaterial (siehe ausführlichen Bericht der Antisexistischen Aktion München) im Umfeld von Dr. Stapfs Klinik. Öffnet mensch diesen Flyer nämlich, sind darin zwei Porträtaufnahmen von Hans Hammer, dem Eigentümer des medicare Gesundheitszentrums und Dr. Stapf zu sehen. Daneben werden zwei Pizzen beworben: Eine „Pizza Mafioso mit leckerer Salami vom Kind“, sowie eine „Pizza Diabolo mit saftigem Schinken vom Kind“. Außerdem prangt über dem Bild von Dr. Stapf ein Button mit der Aufschrift „Stapf muss weg“. Was das bedeuten soll, soll wohl der Phantasie der Leser*innen überlassen bleiben. Zusätzlich wird Dr. Stapfs Klinik in dem Flyer als „Kinderschlachthof“ bezeichnet. Verantwortlich für den Flyer zeichnet Gerhard Woitzik, Bundesvorsitzender der Deutschen Zentrumspartei.
Die Kritik der Zentrumspartei an Abtreibungen verunglimpft also diejenigen, die diese durchführen ebenso wie Schwangere, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, statt die sexistischen und leistungsorientierten gesellschaftlichen Bedingungen unter denen sich schwangere Menschen zu einem Schwangerschaftsabbruch gezwungen sehen, zum Objekt ihrer Kritik zu machen. Damit verklären die Abtreibungsgegner*innen der Zentrumspartei die eigentlichen Gründe unter denen sich Schwangere (und ihre Lebenspartner*innen) für eine Abtreibung entscheiden. Sie streben eine verschärfte Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen an, die letztlich dazu führt, dass Schwangere in ihrem Recht auf Selbstbestimmung über ihrem Körper noch stärker eingeschränkt werden.
Was die Kreationist*innen der „Deutschen Zentrumspartei“ glauben und anderen aufzwingen wollen, formulieren sie in ihrem Grundsatzprogramm: „Mann und Frau sind gleichwertige und gleichberechtigte Geschöpfe Gottes. Sie haben bedingt durch ihre unterschiedlichen biologischen Anlagen spezifische Aufgaben, die sich zum Wohle von Familie und Volk ergänzen sollen. Das ZENTRUM will es allen Müttern (Vätern) ermöglichen, sich ganz ihrer Familie zu widmen.“ Gleichwertig und Gleichberechtigt sind Männer* und Frauen* für die „Deutsche Zentrumspartei“ also nur dann, wenn sie sich bestimmten gesellschaftlichen Konventionen beugen. Dass die „Deutsche Zentrumspartei“ allen „Müttern“ – „Väter“ werden hier erwartungsgemäß nur in Klammern erwähnt, sozusagen als seltene Ausnahme – ermöglichen möchte, „sich ganz ihrer Familie zu widmen“ passt zu dem reaktionären Antifeminismus, mit dem sich Vertreter*innen der „Deutschen Zentrumspartei“ gegen Schwangerschaftsabbrüche engagieren. Es wird jedoch auch klar, wie sich das Familienbild der „Deutschen Zentrumspartei“, in dem die – ohne weitere Beweisführung – unterstellten „unterschiedlichen biologischen Anlagen“, die zu „spezifischen Aufgaben,“ von Frauen* und Männern*, „die sich zum Wohle von Familie und Volk ergänzen“, führen sollen, in das völkisch-nationalistische Weltbild der Abtreibungsgegner*innen fügt. Da ist es kaum überraschend, dass es für die „Deutsche Zentrumspartei“ nur das eine Familienmodell gibt: „Ehen und Familien waren und sind die Keimzellen des Staates und deshalb konsequent nach Art. 6, Abs. 1 unseres Grundgesetzes unter den besonderen Schutz des Staates zu stellen. Unter diesem besonderen Schutz sieht das ZENTRUM ausschließlich die Ehe zwischen Mann und Frau. Andere Lebensgemeinschaften wie gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften oder Ehe ohne Trauschein stehen nicht unter demselben Schutz“, steht in ihrem Grundsatzprogramm. Die Mitglieder der „Deutschen Zentrumspartei“ zeigen sich also auch feindlich gegenüber Homosexuellen. Vermutlich passt das ebensowenig in die von ihnen vielfach beschworene „christliche Weltordnung“, derzufolge „der Mensch Verwalter einer Schöpfung, die nicht von ihm geschaffen, ihm aber zur Verwaltung überlassen ist“, sein soll.
Neben antifeministischen und homofeindlichen Positionen haben die Abtreibungsgegner*innen der Zentrumspartei auch ihren Rassismus in ihrem Grundsatzprogramm verankert: „Deutschland ist kein Einwanderungsland. Insofern ist der unkontrollierten Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen Einhalt zu gebieten […] Das ZENTRUM steht für eine ausländerfreundliche Politik, möchte jedoch kein multikulturelles Deutschland.“ Dieser Rassismus steigert sich zu einem völkischen Nationalismus, der dem ethnopluralistischen Weltbild der Neuen Rechten ähnelt: „Das ZENTRUM tritt für eine europäische Union der Vaterländer ein […] Das ZENTRUM wünscht den Erhalt und die Förderung der nationalen und regionalen Identität der Bürger, ihrer Kulturen und ihrer Traditionen“, schreiben die Fundamentalist*innen in ihrem Grundsatzprogramm, bevor sie in ihrem Nachwort mit folgenden Worten enden: „So gibt es […] in unserem Volk eine Mehrheit, die nach christlichen Massstäben als Richtschnur für politisches Handeln ruft. Diesen Ruf hören wir und haben uns deshalb neu auf den Weg gemacht, an die Arbeit der Gründungsväter unserer Partei anzuknüpfen und zusammenzuführen, was zusammen gehört und zu trennen, was getrennt gehört.“
So wollen wir, die wir weder ein Volk wollen, noch Antifeminismus, Rassismus, Homofeindlichkeit oder die christlichen Massstäbe der „Deutschen Zentrumspartei“ zu dulden bereit sind, den Weg der Mitglieder der „Deutschen Zentrumspartei“ zu einem steinigen Weg machen. Deshalb rufen wir dazu auf, die Kundgebung der Abtreibungsgegner*innen vor der Klinik von Dr. Stapf zu stören!
Zitate nach dem Grundsatzprogramm der „Deutschen Zentrumspartei“ richten sich nach der auf der Webseite der Fundamentalist*innen veröffentlichten Fassung.
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