Wann
Donnerstag - 11.06.2015
19:00 Uhr
Wo
Buchhandlung Buch & Bohne
Kapuzinerplatz 4
München
Simone de Beauvoirs “Das andere Geschlecht” gilt bis heute als Grundlage der feministischen Diskussion. Der Essay, erstmals erschienen 1949, untersucht die Position der Frau in den unterschiedlichsten Gebieten, psychologisch, ökonomisch, historisch und literarisch. De Beauvoir kommt dabei zu dem Schluss, dass das männliche Prinzip als Vorlage für alles gilt, und dass das weibliche, andere Prinzip sich dem zu beugen hat. Der Satz “Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es” steht stellvertretend für de Beauvoirs These über die Unfreiheit von Frauen.
Die Frankfurter Publizistin Antje Schrupp zählt “Das andere Geschlecht” bis heute zu ihren Lieblingsbüchern – sie hat es als 17-Jährige zuerst gelesen und später immer wieder. Wir konnten sie für den Leseclub als Referentin zu diesem Buch gewinnen. Sie schreibt über das Buch und seine Rezeption:
Simone de Beauvoir hat 1949 mit „Das andere Geschlecht“ die erste umfassende europäische Kulturanalyse zur Geschlechterdifferenz geschrieben. Unmittelbarer Anlass für das Projekt war ihre Einsicht, dass eine formale Gleichstellung von Frauen – in Frankreich war kurz zuvor das Frauenwahlrecht eingeführt worden – nichts an der gesellschaftlichen Unterordnung von Frauen als „zweitrangiges Geschlecht“ ändern wird, da dieses Geschlechterarrangement viel zu tief kulturell eingeschrieben ist.
Zwanzig Jahre später wurde das Buch in der zweiten Frauenbewegung zum feministischen Klassiker. Beauvoir selbst war jedoch nicht dem Feminismus, sondern dem Existenzialismus verpflichtet – ihre Analyse lässt sich nur vor dem Hintergrund dieser philosophischen Richtung verstehen, deren maßgebliche Vertreterin sie war. Zum Beispiel ist Beauvoir der Ansicht, dass aus der Gebärfähigkeit der Frauen quasi „naturgegeben“ eine Benachteiligung den Männern gegenüber folgt, weil sie aufgrund ihrer Sorgepflichten nicht in gleicher Weise ihre Projekte in der Welt verwirklichen können.
Stimmt das? Oder ist dieses existenzialistische Verständnis vom Menschsein selbst ein Konstrukt, das hinterfragt und verändert werden kann?
Wenn man „Das andere Geschlecht“ rückblickend wieder liest, ist vor allem frappierend, dass „die Situation der Frau“ sich in manchen Bereichen in den vergangenen 65 Jahren vollkommen umgedreht hat (vor allem was die Bildung und Ausbildung von Mädchen betrifft und in Hinblick auf weibliches Selbstbewusstsein), während sich in anderen Bereichen kaum etwas verändert hat, etwa bei der nach wie vor unmöglichen „Vereinbarkeit“ von Beruf und Familie und im Hinblick auf die fehlende kulturelle Wertschätzung weiblicher Subjektivität.
Wie also stellen sich die von Beauvoir aufgeworfenen Fragen heute, vor dem Hintergrund der Erfahrung mit emanzipatorischer Frauen- und Gleichstellungspolitik? Was ist geschafft, was bleibt zu tun?
Zum Weiterlesen:
- Antje Schrupp im Netz: www.antjeschrupp.de
- Margarete Stokowski in der taz über das Buch und seine Rezeption: www.taz.de
Anmeldungen für den Leseclub bitte per Mail unter . Der Eintritt ist frei – die Platzzahl aber beschränkt. Wir bestätigen Ihre Anmeldung im Vorfeld der Veranstaltung per Mail.
Das Buch kann gerne über die Buchhandlung “Buch & Bohne” bezogen werden.
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