Wann
Freitag - 21.02.2025
19:30 Uhr
Wo
Ligsalz8
ligsalzstraße 8
80339 München
- Wann? 21.02. 19:00 Essen; 19:30 Vortrag
- Wo? Ligsalz 8
Eine Biografie gegen Militarismus und nationalistischen Furor & für eine gerechte Gesellschaft; ein Blick zurück nach vorn auf den Revolutionär und ersten Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, ermordet am 21.2.1919 von einem adeligen, nationalistischen Militaristen. Der Journalist Eisner erlebte den Aufstieg des Deutschen Kaiserreichs, schrieb unter Repression für die sozialdemokratische Presse, verließ seine Partei, als diese sich nicht gegen den Krieg stellte. Als Mitbegründer der Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) in Bayern führte er die Antikriegspartei in den Januarstreik 1918 und stand dann mit an der Spitze der Bayerischen Revolution im November 1918. Damit endete der Erste Weltkrieg und die Monarchie. Die blutige Niederschlagung der Bayerischen Räterepublik im Frühjahr 1919 erlebte er nicht. Bis heute blockiert die herrschende Politik ein lebendiges Erinnern an die emanzipativen Errungenschaften dieser Revolution und ihre Protagonist*innen. Zum 100. Jahrestag 2018 hatte es die Staatsregierung für richtig gehalten, die damals noch lebenden Enkel von Kurt Eisner trotz Anfrage zu den Feierlichkeiten explizit nicht einzuladen.
Eisner stellte sich gegen jeden völkischen Nationalismus und Patriotismus. Deshalb diffamierten die Nazis der Alldeutschen Bewegung, aber auch die reaktionäre bürgerliche Mitte ihn und alle, die für diese Revolution standen, als sogenannte Novemberverbrecher. Viele verloren im Nationalsozialismus ihr Leben oder mussten ins Exil. Nach 1945 blieb die Entscheidung für eine wirklich antifaschistische Politik im Wiederaufbau stecken. Verantwortung für die NS-Gesellschaftsverbrechen zu übernehmen, hätte eine konsequente Strafverfolgung der Täter*innen bedeutet. Es gab sie nicht. Aber einig war sich Nachkriegsdeutschland Kommunist*innen, Sozialist*innen, Antifaschist*innen, die das KZ überlebt hatten, und auch den toten Kurt Eisner weiter zu diffamieren. Der Mörder Anton Graf von Arco auf Valley: „ Eisner ist Bolschewist, er ist Jude, er ist kein Deutscher, er fühlt nicht deutsch, untergräbt jedes vaterländische Denken und Fühlen, ist ein Landesverräter.“ Auffassungen wie diese gehören damals wie heute zum Grundrauschen dieser Bundesrepublik.
Wir zeigen Interviews mit Zeitzeug*innen von Kurt Eisner aus einem dokumentarischen Feature von 1969 des Autors Wolfgang Kahle unter dem Titel „Räte ergreifen die Macht“. U.a. mit einer seltenen Aufnahme von Rosa Meyer-Leviné (1890-1979), der Witwe des Revolutionärs Eugen Leviné, der als Anführer der kommunistischen Räterepublik in München zum Tode verurteilt und am 5. Juni 1919 hingerichtet wurde.
Ingrid Scherf wird versuchen, Eisners politischen Weg zum Rätesozialisten zu umreißen. Sie war Kuratorin die Ausstellung „Revolutionär und Ministerpräsident – Kurt Eisner (1867-1919)“ im Stadtmuseum München. Die Räteidee fand und findet immer wieder in fortschrittlichen, internationalistischen Basisbewegungen Widerhall. Die Unrechtssysteme dieser Welt haben diese Idee und diese Bewegungen immer aufs Härteste bekämpft, weil sie den Menschen zeigen, dass es ohne Gerechtigkeit keinen Frieden geben wird. No justice! No peace!
Wie immer gibt es kalte Getränke und warmes Essen. Der Vortrag ist auf deutsch, Flüsterübersetzung auf englisch und spanisch möglich!
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