Griechenland-Solidarität: Plenum des Forums Eurokrise

Wann
Dienstag - 26.05.2015
19:00 - 21:00

Wo
KDA - Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
Schwanthalerstr. 91
München

Details

Die Politik der kleinen Troika (so nennen die Griechen ihre Regierung aus den Parteien Nea Dimokratia, PASOK und Dimar) und der großen Troika (aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfond) hat Griechenland in eine tiefe Krise geführt, die nur mit der Zeit der deutschen Besatzung und des anschließenden Bürgerkriegs verglichen werden kann.

  • Die Arbeitslosigkeit hat inzwischen die Marke von fast 30 Prozent erreicht , drei Mal soviel wie noch 2009; bei den jungen Leuten unter 25 beträgt sie etwa 60 Prozent. Die schmale Arbeitslosen-Unterstützung wird – wenn überhaupt – höchstens ein Jahr lang bezahlt und liegt zwischen 180 und 468 Euro. Im vergangenen Jahr haben wieder 356.000 Menschen ihren Job verloren. In über 40% der Haushalte gibt es mindestens einen Arbeitslosen.
  • Seit 2010 sind die Löhne und Renten zwischen einem Drittel und 60% gefallen. 90% der Haushalte haben heute deutlich weniger Geld zur Verfügung als 2009! Der Mindestlohn wurde von 751 Euro auf 586 Euro, für die unter 25 Jährigen sogar auf 511 Euro zusammengestrichen.
  • Gleichzeitig wurden die Steuern massiv erhöht. Die Mehrwertsteuer stieg auf 23%; für den Öffentlichen Dienst wurde eine zusätzliche „Solidaritätssteuer“ eingeführt und alle Eigenheimbesitzer haben nun eine neue Immobiliensteuer zu bezahlen, die mit der Stromrechnung eingezogen wird. Gegenwärtig wird monatlich etwa 30.000 Haushalten die Stromversorgung abgestellt, weil sie die Rechnungen nicht bezahlen können.
  • Viele Schulen, Kindergärten – aber auch Privathaushalte waren diesen Winter ohne Heizung. Wie im Krieg wurden Bäume und Wälder illegal abgeholzt, um nicht frieren zu müssen. Das Öl-Embargo des Westens gegen den Iran hat diese Krise noch verschärft.
  • Besonders dramatisch ist die Lage im Gesundheitswesen. Arbeitslose verlieren nach einem Jahr die Krankenversicherung; kleine Selbständige können ihre Versicherungsbeiträge nicht mehr bezahlen. Daher hat fast die Hälfte der Bevölkerung kein Zugang zum öffentlichen Gesundheitswesen. Viele schwer Kranke bekommen die notwendigen Medikamente nicht auf Rezept, müssen diese selbst bezahlen. Im vergangenen Jahr haben fast zwei Drittel der Bevölkerung keinen Arzt gesehen, nicht, weil sie so gesund wären, sondern weil sie einfach nicht über die nötigen Mittel verfügen.

Angesichts dieser Situation sind überall in Griechenland Formen der Selbsthilfe und der Selbstorganisation entstanden. Bauern verkaufen ihre Produkte direkt an die Verbraucher, Menschen schließen sich zusammen, um Suppenküchen zu organisieren, es gibt Formen des geldlosen Austausches von Gütern und Dienstleistungen usw.

Da sich das Gesundheitswesen in einer tiefen Krise befindet, sind in vielen Städten Formen der Hilfe für Arme und Unversicherte entstanden. Das Forum Eurokrise im Sozialforum München unterstützt das selbstorganisierte und selbstverwaltete Gesundheitszentrum von Ellenikon am alten Flughafen von Athen. Dort helfen bis zu hundert ÄrztInnen, ZahnärztInnen, Krankenschwestern usw. in ihrer Freizeit und unentgeltlich den Mittellosen. Nicht nur aus Griechenland, sondern aus vielen anderen Ländern treffen mittlerweile private Geld- und Sachspenden zur Unterstützung dieser exemplarischen Initiativen ein.

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