Wann
Mittwoch - 18.01.2023
20:00 - 23:45
Wo
Kafe Marat
Thalkirchnerstraße 102
München
Ich will alles, und du?
Nicht mehr bloß alles wollen, sondern sich einfach alles nehmen. Die Revolution wird ein Fest sein oder sie wird nicht sein. Ein unversöhnlicher Angriff auf Staat, Kapital und Arbeit. Das war die autonomia.
Die weltweite Revolte 1968 sowie der heiße Herbst 1969 mitsamt seinen intensiven Auseinandersetzungen bedeuteten zwar einen vorläufigen Höhepunkt der sozialen Kämpfe in Italien, nicht jedoch deren Ende. Die subversiven Taktiken weiteten sich auch über die Fabriken hinaus aus.
Gleichzeitig traten in den 70er Jahren neue Bewegungen und soziale Figuren auf: der Feminismus die Homosexuellen, das jugendliche Proletariat. Überall entstanden in dieser Zeit Basiskomitees, autonome Kollektive, Jugendzirkeln, Besetzungen, freie Radios, Zeitschriften: Die autonomia. Keine Gruppe, keine Organisation – auch wenn sie einige dazu machen wollten – und auch keine kohärente politische Theorie, sondern ein diffuses politisches Spektrum.
Im Kontext der autonomia spielt die Kritik der Politik, auch jene der bestehenden außerparlamentarischen Gruppen eine zentrale Rolle: Gegen eine Vorstellung von Politik, die von außen an die Kämpfe herantritt und diesen einfach eine vorgegebene Strategie aufzwingen will. Der Politik wurde eine Trennung vom eigenen Leben vorgeworfen wurde, während die Kämpfe gleichzeitig im Ausgang von den eigenen Begehren geführt werden sollen.
Im Rahmen der autonomia – und darüber hinaus – breiten sich schließlich zahlreiche „autonome“ Lebensformen aus: Besetzungen, Selbst-Reduktion der Tickets, Rechnungen und Preise, politische Einkäufe. Der Versuch sich bereits jetzt – so weit es eben möglich ist – den vorhandenen gesellschaftlichen Reichtum anzueignen – den Kommunismus in den bestehenden Kämpfen ein Stück weit zu antizipieren. Wie es einer, der dabei war, formuliert: Sie haben uns dafür zahlen lassen, aber wir hatten eine großartige Zeit.
Im Rahmen der Veranstaltung soll die Broschüre „Ich will alles, und du?“ mit (erstmals) ins Deutsche übersetzten Texten, Aufrufen und Flugblättern der autonomia vorgestellt und diskutiert werden.
Offen ist ab 20:00 Uhr, kommt gerne getestet.
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