[Dachau] Antifa Infocafé Special: Besuch der Ausstellung zu Georg Scherer

Wann
Montag - 29.04.2019
19:00 - 22:30

Wo
Freiraum Dachau
Brunngartenstr. 7
Dachau

Details
Am Jahrestag der Befreiung von Dachau wollen wir gemeinsam die
Ausstellung über Georg Scherer am ASV Dachau besuchen. Scherer war einer
der Organisator_innen des Dachauer Aufstands vom 28.04.1945.


Treffpunkt 19:00 Uhr am Freiraum Dachau (bitte seid pünktlich)
Brunngartenstr.7 
Informationen zur Ausstellung
https://www.asv-dachau.de/verein/georg-scherer/


*Georg Scherer: Arbeiter, Sportler, Widerstandskämpfer*

Georg Scherer wird am 2.3.1906 in Pasenbach in ärmste Verhältnisse
geboren. Bereits als Jugendlicher muss er seinen Lebensunterhalt selbst
bewerkstelligen. Er arbeitet auf einem Hof in der Breitenau. Nach dem
Tod des Vaters macht der Vollwaise Scherer eine Lehre zum Eisendreher,
später erhält er eine Stelle bei BMW in München. Im Arbeiter Turn- und
Sportverein Dachau (ATSV) macht sich Scherer als Handballer,
Leichtathlet und Geräteturner einen Namen. Auch wird der ATSV seine
politische Heimat. Er nimmt an der Arbeiter-Olympiade 1925 in Frankfurt
teil und gewinnt den 1500 Meter Lauf.

Nach der Machtübertragung an die NSDAP agitiert er bei BMW gegen die
Nazis. 1935 wird er bei der Weihnachtsfeier des Arbeiter Turn- und
Sportvereins Dachau in der Turnhalle in der Brunngartenstraße verhaftet,
weil er bei BMW antifaschistische Flugblätter verteilt hatte. Er weigert
sich die Namen derer zu nennen, die ihm die Flugblätter gegeben hatten
und wird schwer misshandelt und ins Konzentrationslager Dachau
deportiert. Im Konzentrationslager bemüht er sich Solidarität unter den
Häftlingen herzustellen und wird bald Funktionshäftling, später wird er
der erste Lagerälteste. Er nimmt Strafen auf sich, um Mitgefangene zu
schützen. Beispielsweise versteckt er polnische Häftlinge und bewahrt
sie vor einem Todestransport. Am 17.1.1941 wird er entlassen und findet
im Dachauer SS-Betrieb „Präzifix“ eine Anstellung als
Automateneinsteller. Am 11.6.1941 heiratet er seine Lebensgefährtin
Kreszenz Gampenrieder. Scherer lebt in dieser Zeit zurückgezogen in
seiner Wohnung in der Brucker Straße, er wird als Antifaschist
überwacht. Dennoch knüpft er Kontakte zu seinen alten politischen
Weggefährten. Es kommt der Plan auf eine Widerstandszelle zu gründen.
Mit seinem Verbündeten aus dem Konzentrationslager Walter Neff kann er
ab 1944 Häftlingen zur Flucht verhelfen.

Als der Einmarsch der US Armee in den letzten Kriegswochen in absehbarer
Nähe ist, nehmen die Pläne zu einem Aufstand gegen die Naziherrschaft in
Dachau konkreten Formen an. Ende April 1945 werden die „Todesmärsche“
aus dem Konzentrationslager geplant und die Widerstandsgruppe befürchtet
die Liquidierung aller Gefangenen. Die Gruppe um Scherer und den KPDler
Hans Moosrainer erfährt von einer zweiten Widerstandsgruppe aus SPD und
Reichsbanner Kreisen. Im Zuge der „Freiheitsaktion Bayern“, die
Radiosender besetzen, überstürzen sich die Ereignisse. Einer kurz zuvor
aus dem Konzentrationslager befreite Gruppe von ehemaligen
Spanienkämpfern, die Scherer in einer Scheune am Giglberg versteckt,
wird unterbreitet sofort mit einem Aufstand zu beginnen. Die Gruppe
marschiert in den Morgenstunden des 28.4.1945, zum Teil noch in KZ
Kleidung, mit Gewehren bewaffnet in Richtung Altstadt. Eine Kompanie des
Volkssturms wird durch den eingeweihten Kompaniechef den Aufständischen
übergeben. Etwa 120 Aufständische besetzen das Rathaus und wichtige
Knotenpunkte in der Dachauer Altstadt. Die anrückende SS aus dem
Konzentrationslager wird am Fuß des Altstadtbergs von Arbeiter_innen der
Papierfabrik aufgehalten, die sich den schwerbewaffneten Kompanien
unbewaffnet in den Weg stellen. Dennoch kann die SS die Altstadt schnell
einnehmen und schlägt den Aufstand noch am selben Tag nieder. Sechs
Antifaschisten werden hingerichtet.

Am Vormittag des Folgetages wird Dachau von der US-Armee befreit. Einen
weiteren Tag später wird Scherer von der US-Armee als zweiter
Bürgermeister eingesetzt. Er bekleidet das Amt bis Januar 1946, arbeitet
in den Antifaschistischen Ausschüssen mit, die Nazitäter identifizieren.
1945 wird der ATSV als Allgemeiner Sportverein Dachau (ASV) unter
maßgeblicher Beteiligung Scherers wiedergegründet. Er wird Vorsitzender
des ASV bis zu seinem Tod. Von 1946 bis 1952 sitzt er für die KPD im
Dachauer Stadtrat.

Aufgrund der großen Knappheit an Kleidungsmitteln wird aus der eher
notdürftigen Herstellung schließlich die Kleidungsfabrik Bardtke &
Scherer auf dem Gelände neben dem Kräutergarten. Dort finden viele
Dachauer_innen in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit Arbeit. Georg Scherer
stirbt am 8.4.1985 während eines Fußballspiels des ASV Dachau auf der
Tribüne.

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