Ausstellungseröffnung „Skizzen aus dem NSU-Prozess“

Wann
Samstag - 11.03.2017
19:00 - 21:00

Wo
Kulturhaus Milbertshofen
Curt-Mezger-Platz 1
München

Details

Ausstellung „Skizzen aus dem NSU-Prozess“ von Günter Wangerin.

Vernissage mit einer Einführung in den NSU-Prozess durch Robert Andreasch (Initiative NSU-Watch).

Aus der Ankündigung:

„Daran kann ich mich aus heutiger Sicht nicht mehr erinnern“
– Das prozesstypische Zitat im Titel stammt von einer Zeugenaussage eines Beamten des Verfassungsschutzes.

Der Maler und Grafiker sitzt in unregelmäßigen Abständen im NSU-Prozess und zeichnet dort. Die Skizzen von Günter Wangerin wurden aus einer Vielzahl von Bleistiftzeichnungen ausgewählt, die in der Zeit zwischen Ende 2014 bis heute während der Verhandlung gegen Beate Z. und andere im Gerichtsgebäude an der Nymphenburgerstraße entstanden. Es sind atmosphärische Eindrücke von den Menschen im Prozessgeschehen aus der Perspektive des Zuschauers auf der Tribüne über dem Verhandlungssaal.

Günter Wangerin, Jahrgang 1945, Maler, Grafiker und Cartoonist. Er war an der szenischen Darstellung der Gedichte von Bertolt Brecht wie „Legende vom toten Soldaten“ und „Der anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy“ beteiligt, die auf Militär-LKWs in den 80er und 1990er Jahren durch die Straßen der Republik zogen. Bei dieser Gelegenheit arbeitete er als Maskenskulpteur eng mit der Brecht-Tochter Hanne Hiob und dem Regisseur Thomas Schmitz-Bender zusammen, dessen Verdienst es war, Brecht aus dem Theater heraus auf die Straße zu bringen.

Wangerin: „Für mich als Zeichner war das eine Situation, an die ich mich erst gewöhnen musste, weil sich die Agierenden doch in einiger Entfernung befinden, schätzungsweise zwischen 12 und 25 Meter von mir weg“, sagt Wangerin und fügt hinzu „es war für mich etwas gänzlich Neues, Menschen aus dieser Distanz aufs Papier zu bringen, bisweilen wechselt die Szene ja sehr schnell, z.B. bei kurzen Zeugenauftritten. Oft sind Zeugen nur von hinten zu sehen. Ich machte jedoch bald die Erfahrung, dass gerade die Distanz das Charakteristische eines Gesichts oder eines Geschehens besonders heraushebt. Ähnlich ging es mir übrigens auch mit dem im Gerichtssaal Gesprochenen. Der Lautsprechereffekt hat in dieser Umgebung etwas sehr Eindringliches. Meine Wahrnehmung verlagerte sich weg von Beate Z. und den anderen Angeklagten auf die Bundesanwaltschaft. Wie sie sich festlegte auf die Einzeltäterschaft des Trios, von dem zwei tot sind. …“

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