Antipsychiatrie und Psychiatriereform – Vortrag und Diskussion

Wann
Montag - 05.02.2024
19:00 - 23:30

Wo
Trinkstube Balan
Balanstraße 21
81669 München

Details

Antipsychiatrie und Psychiatriereform
Am Beispiel Deutschlands und Italiens

„In einer Irrenanstalt muß von dem Vorsteher alles abhängen. (…) Wenn mehrere Direktoren vorhanden, die befehlen, so weiß der Kranke nicht, wem er gehorchen soll“ sind die Worte, mit denen der französische Psychiater Jean Étienne Esquirol das autoritäre und patriarchalische Leitungsprinzip beschrieb, welches in vielen Anstaltspsychiatrien im Jahre 1816 herrschte. Erst gut anderthalb Jahrhunderte später, ab Mitte der 1950er Jahre, bildete sich vor dem Hintergrund der internationalen Studierendenbewegung eine breitere gesellschaftliche Kritik, welche eine Reform, und in radikalen Teilen sogar die Auflösung der Psychiatrien forderte. Psychische Krankheit sei nicht die Krankheit einer Person, sondern Ergebnis der gesellschaftlichen Verhältnisse. „Das ist doch schizophren“ wurde zur alltagssprachlichen Metapher für alles Widersprüchliche, Missliche und Unbewältigte in der Gesellschaft (Schott&Tölle, 2020).
Am Beispiel Deutschlands und Italiens, möchten wir am anstehenden Medizinischen Kneipenabend einen Überblick geben, beginnend mit der Ausgangslage der Anstaltspsychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert, über die Antipsychiatriebewegungen und die Psychiatriereform ab 1950, hin zu ihren Folgen für uns heute.
In einer offenen Runde möchten wir anschließend mit euch diskutieren, u.a. zu Fragen wie: inwieweit spielt soziale Teilhabe eine Rolle für unser psychisches Wohlbefinden? Und ist sie manchmal sogar Ursache für Krankheit?

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