Die Freiheit liegt auf der Straße. Revolutionärinnen in der bayrischen Räterepublik

Wann
Samstag - 13.03.2021
19:00 - 21:00

Details

Zunächst zeigen wir den Film „Es geht durch die Welt ein Geflüster“ von Regisseurin Uli Bez und laden im Anschluss zur gemeinsamen Diskussion und genaueren Beleuchtung der dargestellten – vieler sonst oftmals zu wenig beachteten – Aspekte der bayrischen Räterepublik mit der Filmemacherin selbst und Dania Alasti (Philosophin) ein.

Die Veranstaltung findet online auf der Plattform Big Blue Button statt. Der Link zum Film und die Einwahldaten zur Diskussion werden kurz vor der Veranstaltung verschickt. Anmeldungen bitte unter: [email protected]

  • Uli Bez ist Filmemacherin und lebt in München. Ihre bekanntesten Filme sind „Töchter des Aufbruchs“ über Wandergeschichten von Frauen und „Wer wagt beginnt“ über genossenschaftliches und selbstverwaltetes Wohnen. „Es geht durch die Welt ein Geflüster“ (1988) ist ihr erster Film, den sie 2018 zum Revolutionsjubiläum neu geschnitten hat und der inzwischen auch in der englischen Sprachfassung vorliegt. (weitere Infos unter http://bezmedien.de)
  • Dania Alasti ist Autorin und Doktorandin in Philosophie an der Freien Universität Berlin zum Thema »Gewalt und Frieden«. Ihr Buch zum Thema der Veranstaltung „Frauen der Novemberrevolution. Kontinuitäten des Vergessens“, erschien 2018 im Unrast Verlag.

Der zweite Teil der Veranstaltung findet am Sonntag, 14.3., 17-19.30 Uhr bei der Heinrich Böll Stiftung statt: https://calendar.boell.de/de/event/revolutionaerinnen-der-bayrischen-raeterepublik

7. November 1918. Revolutionäre Nacht in München. Nach einer Großdemo führt Kurt Eisner die Menschenmenge zu den Kasernen. Die kriegsmüden Soldaten laufen sofort über. Der König samt Entourage flieht. Ohne Blutvergießen wird der Freistaat Baiern geboren. In der Folge kämpfen revolutionäre und reaktionäre Kräfte mit allen Mitteln um die Macht. Eisner wird ermordet. Zwei Räterepubliken sind von nur kurzer Dauer. Die junge Demokratie ist verletzlich und scheitert, wird blutig niedergeschlagen.

„Es geht durch die Welt ein Geflüster“ entstand 1988 und verwebt zeitgeschichtliche Filmdokumente und Interviews. Zu Wort kommen die damals bereits hochbetagten Zeitzeug*innen aus dem anarchistischen, kommunistischen, sozialistischen und anarcho-syndikalistischen Spektrum wie Benno Scharmanski, Centa Herker, Hugo Jakusch, Sophie Radischnigg, Minna Dittenheber, Emil Meier und Peter Lichtinger. Sie sind Kinder und Jugendliche aus dem sozialdemokratischen Arbeitermilieu, die die Revolution aus der Nähe erlebt haben, mit ihr sympathisierten oder mitgekämpften. Während der Nazidiktatur wurden sie verfolgt, ins KZ gesperrt und gefoltert.

Im Film werden die Errungenschaften der Revolution ebenso thematisiert wie ihr Scheitern. Dazu gehören die Verwerfungen innerhalb der Linken wie auch die Heldinnen der Frauenbewegung; zuvorderst das Lesbenpaar Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann, die Revolutionärinnen Hilde Kramer, Zenzl Mühsam, Sarah Sonja Lerch und Hedwig Kämpfer, einzige Richterin im Revolutionstribunal.

Für diejenigen, die heute für eine gerechte Gesellschaft kämpfen wirft „Es geht durch die Welt ein Geflüster“ brisante politische Fragen auf: Welche Utopien brauchen wir heute? Was tun, wenn die Freiheit auf der Straße liegt? In welcher Welt wollen wir leben?

Hintergrundinfos zum Film:
Buch & Regie: Uli Bez D 1989/Neufassung 2019 75 Min. Kamera: Petra Gerschner Ton: Michael Backmund Recherchekollektiv: Ulrike Bez Petra Gerschner Michael Backmund Produktion: Peider A. Defilla/B.O.A. und Ulrike Bez www.esgehtdurchdiewelteingefluester.de
(Die Interviews mit den Zeitzeug*innen sind 1988 in kollektiver Zusammenarbeit von Ulrike Bez, Petra Gerschner und Michael Backmund entstanden, um die Berichte und Erfahrungen der wenigen noch lebenden Augenzeug*innen zu bewahren und weiterzugeben.
Als filmische Dokumente sind die Interviews in voller Länge im Lernforum des NS-Dokumentationszentrum München zu sehen)

Eine Veranstaltung von freie radikale – die verhältnisse zum tanzen bringen in Kooperation mit dem KEV.

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