Die (Neue) Rechte und der Staat in Lateinamerika

Wann
Samstag - 15.02.2020
10:30 - 17:00

Wo
Gewerkschaftshaus München (DGB-Haus)
Schwanthalerstr. 64
München

Details

Lange Zeit sah es so aus, als würde sich Lateinamerika politisch zu einem „linken“ Kontinent entwickeln. Mittlerweile haben dort in zahlreichen Ländern rechte Regierungen die Macht übernommen. Um deren Aufstieg zu verstehen, sind nicht nur der nationale, sondern der globale Kontext relevant.

Doch ist dieser Aufstieg wirklich so neu? Welche gesellschaftlichen Gruppen sind von der Politik der lateinamerikanischen Rechten besonders betroffen und in welcher Weise? Tatsächlich ist das Bild von einem natürlich zu Ende gehenden, progressiven Zyklus etwas irreführend, denn Politik ist immer umkämpft; unterschiedliche Interessen können sich mal mehr, mal weniger in staatlicher Politik durchsetzen und haben u. U. mit starken Beharrungskräften des Staates im Kapitalis­mus zu kämpfen.

Ziel des Seminars ist es, den „militanten Konservatismus“ besser einordnen zu können. Im Fokus stehen Mexiko, Kolumbien und Brasilien. Diese drei Beispiele sind sehr unterschiedlich und erlauben uns ein komplexeres Bild der Region zu entwerfen. So scheint sich in Mexiko der Wind gedreht zu haben. Die Neue Rechte, die die eskalierenden Gewaltraten seit 2007 mit verantwortet, hat einem Präsidenten Platz gemacht, der unter progressiven Kräften im Land viel Hoffnung geweckt hat, aber auch viel Kritik erfährt. In Kolumbien hat der bewaffnete Konflikt jahrelang den militanten Konserva­tismus legitimiert. Doch trotz des 2016 geschlossenen Friedensvertrages zwischen Staat und FARC-Guerilla nehmen die Mordraten insbesondere an Gewerkschafter­Innen und LandaktivistInnen, indigenen VertreterInnen und MenschenrechtlerInnen nicht ab. Besteht hier ein Widerspruch? Dass in Brasilien die Neue Rechte nicht nur zu Gewalt auffordert, sondern ökologische Spannungsverhältnisse auf die Spitze treibt, ist längst ein globales Thema geworden. Doch was bedeuten diese Dynamiken für politisch aktive Menschen in Brasilien? In jedem Fall hat die Rechtswende gesellschaftliche Wider­sprüche verschärft: Austeritätspolitik, Flexibili­sierung von Arbeit und die Aufgabe der Kontrolle über Ressourcen gehen einher mit der Kriminalisierung von Protest.

Referentin: Dr. Alke Jenss, Soziologin, Arnold-Bergstraesser-Institut Freiburg

Veranstalter: DGB Bildungswerk Bayern

Anmeldung unter [email protected]

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